Juli: Anstieg der Pflegebedürftigen steigert Nachfrage nach differenzierten Wohn-Angeboten
Juli: Anstieg der Pflegebedürftigen steigert Nachfrage nach differenzierten Wohn-Angeboten
Unseren Prognosen zu Folge wird es 2030 rund 3,6 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland geben. Mit erheblichen regionalen Unterschieden: In ganzen Landstrichen sind Veränderungen zu erwarten, die sich auf den gesamten Wohnungsmarkt und das Pflegesetting auswirken.
Die Wohnkonzepte für Senioren verändern sich nicht nur durch die zunehmende Zahl Pflegebedürftiger. Alternativen zum Wohnen in der eigenen Wohnung sind betreutes Wohnen, eine Seniorenresidenz oder Wohngruppen; erst wenn Pflege notwendig ist und diese nicht mehr ambulant zu leisten ist, wird der Umzug in ein Pflegeheim notwendig.
Zwar gewinnt durch die Überalterung der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten die Generation 50 plus insgesamt quantitativ an Bedeutung. Doch geradezu dramatisch ist der Anstieg der Hochbetagten, also der über 80-Jährigen: Waren es 2008 noch 4,2 Mio., steigt deren Zahl bis 2025 auf 6,2 und bis 2060 sogar auf 9,1 Mio.
Von allen Pflegebedürftigen, das zeigt der obere Teil der Grafik, wird der Großteil ambulant gepflegt. Noch, muss man wohl sagen, denn die Schere zwischen Pflegebedürftigkeit und dem künftigen Bedarf – aus Investorensicht Potenzial – öffnet sich: So steigt die Nachfrage nach stationärer Pflege von 0,75 Mio. (2010) auf geschätzte 3,51 Mio. im Jahr 2060; damit erhöht sich die Heimquote von 31 % auf 73 %. Informell häusliche und ambulante Dienste teilen sich gewissermaßen den Rest, wobei sich die Anteile von der häuslichen Pflege auf ambulante Dienste verschieben werden. Von heute zwei Dritteln, die zuhause gepflegt werden, auf gerade mal ein Drittel – zum einen gibt es absolut immer weniger Kinder, zum anderen sind viele nicht willens oder in der Lage, Pflegeaufgaben zu übernehmen.
Regional, das haben wir eingangs gesagt, gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Während Pflegeheime in allen ostdeutschen Bundesländern aktuell nahezu voll ausgelastet sind, liegt beispielsweise in Rheinland-Pfalz und Bayern die Auslastung bei vollstationären Pflegeplätzen sogar unter der Wirtschaftlichkeitsgrenze von rund 85 %. Bis 2060 wird die Zahl der Pflegebedürftigen in den ostdeutschen Ländern jedoch deutlich abnehmen, in den westdeutschen hingegen wachsen – in vielen Landkreisen bis zu 100 %.
Investoren sollten also genau analysieren, wo und in welche Wohnformen sie investieren. Nachgefragt sind Wohnkonzepte, die den Verlauf im Alter abbilden können; grundsätzlich wird ein Wohnungswechsel im Alter akzeptiert – jedoch sollte es der Letzte sein. Großes Wachstumspotenzial bietet beispielsweise der Markt für betreutes Wohnen. Nimmt man einen Versorgungsgrad von 5 % an, besteht schon heute eine Unterversorgung von 400.000 Einheiten. Im Jahr 2035 wird das Defizit 716.000 Einheiten betragen.
Autorin: Dr. Heike Piasecki, Niederlassungsleiterin München und Prokuristin bei bulwiengesa, piasecki [at] bulwiengesa.de