Februar: Wohngebäude zu alt für Senioren
Februar: Wohngebäude zu alt für Senioren
Der Wohnungsbestand in Deutschland ist nicht auf Senioren ausgerichtet – gerade einmal 2,4 Prozent des Wohnraums ist barrierearm. Der Handlungsbedarf ist groß. Zugleich ist die Bereitstellung von seniorengerechtem Wohnraum eine Chance für Anbieter.
Viele Senioren, das zeigt das Chart des Monats Februar, wohnen in alten oder älteren Wohngebäuden. Gerade einmal vier Prozent dieser Gebäude sind jünger als 20 Jahre alt. Mit der Barrierefreiheit ist es nicht weit her, oft wird bei Neubauten nur der verpflichtende Mindeststandard eingehalten. Der Zensus fragte 2018 erstmals detailliert nach den (seniorengerechten) Ausstattungen der Wohnungen. So ist selbst in den barrierearmen Wohnungen nur jede dritte frei von Stufen, und in gerade einmal 16 Prozent aller Wohnungen gelangt man ebenerdig in die Dusche. Kurzum: Der aktuelle Wohnungsbestand ist nicht nachfragegerecht.
Die Deckung der Nachfrage ist nur möglich, wenn weiterhin die verpflichtenden Mindeststandards der Barrierefreiheit im Neubau eingehalten werden sowie der barrierefreie Umbau im Bestand gefördert wird.
Das Potenzial ist zweifellos vorhanden: Viele Menschen im Ruhestand wohnen auf vergleichsweise großen Flächen – bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,5 Personen beträgt die Wohnfläche im Schnitt 92 Quadratmeter. Rund die Hälfte ist Eigentümer ihrer Immobilie, viele bewohnen ein Einfamilienhaus – es seniorengerecht umzubauen, würde ihnen vermutlich einiges an persönlichen und finanziellen Ressourcen abverlangen. Die Situation ist vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft problematisch.
Allerdings bieten sich für Anbieter von entsprechenden „Wohnprodukten“ gerade dadurch Chancen. Denn die Kaufkraft und Ausgabensituation der Alterkohorte 65plus ist – noch – gut; die Einnahmen und Einkommen steigen, ebenso die Zahlungsbereitschaft für adäquates Wohnen im Alter.
Was bedeutet das für den Wohnungsmarkt? 2035 wird seniorengerechter Wohnraum kein Nischenprodukt mehr sein, sondern ins Zentrum der Wohnungsbaupolitik wandern. Für Anbieter heißt es, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln – vom großzügigen Einfamilienhaus bis hin zur kleinteiligen, kompakten Wohnung.
Ansprechpartnerin: Dr. Heike Piasecki, Niederlassungsleiterin München und Prokuristin bei bulwiengesa, piasecki [at] bulwiengesa.de