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Hintergrund
10.02.2020 Autor/en: Sigrid Rautenberg

Unsere Befragung zur Mediennutzung in der Immobilienbranche im Auftrag von PB3C zeigt: Mit welchen Medien beschäftigen wir uns? Wie viel Zeit wenden wir auf? Wem vertrauen wir? Auch wenn immer mehr online gelesen wird, wünschen sich die meisten Journalismus im klassischen Sinn: fundierte, gründlich recherchierte Artikel ohne Effekthascherei.

Fachleute (nicht nur) der Immobilienbranche brauchen zuverlässige Quellen, um auf dem Laufenden zu bleiben und sich über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Social Media, überregionale und lokale Tageszeitungen, Fachmedien: das Angebot ist reichhaltig und scheint zudem unübersichtlich. Die PB3C GmbH und bulwiengesa wollten deshalb in die Branche hineinhören und erfahren: Mit welchen Medien beschäftigen sich die Vertreter der Branche? Weshalb werden diese konsumiert? Wie lange nimmt man sich dafür Zeit? Und: Wird der Berichterstattung überhaupt vertraut?

Dazu befragten wir 2019 rund 1.800 überwiegend Führungskräfte der Immobilienbranche. Etwa 320 von ihnen haben den Online-Fragebogen ausgefüllt, über 130 zudem in den Freitextfeldern wertvolle Kommentare notiert. Allen Teilnehmern sowie Interviewpartnern, die sich für die Beantwortung der Fragen Zeit genommen haben, gebührt unser herzlicher Dank!

Jeder Vierte informiert sich mittlerweile eher online, sieben Prozent sogar ausschließlich

Welche Medien, wie lange?

Der Beginn der Befragung bringt bereits die erste, wenngleich wenig überraschende Erkenntnis: Heute informiert sich keiner der Befragten mehr ausschließlich über Printmedien. Größtenteils werden sowohl Online- als auch Printmedien zu Rate gezogen. Des Weiteren ist eine leichte Schwerpunktverlagerung hin zum Konsum von Online-Medien zu beobachten: Insgesamt 33 Prozent der Befragten gab an, sich ausschließlich oder eher online über die Geschehnisse zu informieren.

Die überwiegende Mehrheit der Befragten wendet täglich bis zu 30 Minuten auf, um sich über Immobilien- und Wirtschaftsnachrichten zu informieren. Immerhin rund ein Drittel nimmt sich täglich mehr als eine halbe Stunde Zeit zum Lesen der Neuigkeiten. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Präferenzen bei der Artikellänge.

Liegt in der Kürze wirklich die Würze? Anscheinend schon – die Mehrheit der Befragten versucht, sich innerhalb einer halben Stunde einen Überblick über die Nachrichtenlage zu verschaffen, indem sie möglichst kompakte Artikel liest. Für den vertieften Erkenntnisgewinn plädiert etwa ein Fünftel der Befragten und bevorzugt umfassende Artikel.

Print- und Online-Medien – wer genießt Vertrauen?

Deutlich wird, dass die Glaubwürdigkeit der einzelnen Medien bzw. Netzwerke zum Teil sehr unterschiedlich bewertet wird. Die höchsten Glaubwürdigkeitswerte erzielen Xing und LinkedIn. Beiden beruflich-sozialen Netzwerken stehen die Befragten neutral bis vertrauensvoll gegenüber. Anders bei Twitter und Instagram: Rund ein Drittel der Befragten gab an, diesen Netzwerken zu misstrauen. Bei den Akteuren der Immobilienbranche scheint Facebook ein großes Imageproblem zu haben: Rund jeder Zweite gab an, den dort gelesenen Neuigkeiten keinen Glauben zu schenken – gerade einmal vier Prozent vertrauen Facebook. Dagegen wird YouTube von 79 Prozent zumindest als neutrale Plattform eingeschätzt. In der Befragung wurde allerdings nicht zwischen beruflicher und privater Nutzung unterschieden.

Fast schon konträr ist die Vertrauensbasis der Befragten zu den Fach- und Tagesmedien zu bewerten. Die „Vertrauensführerschaft“ in der Branche genießen die Immobilienfachmedien, fast gleichauf mit den Wirtschafts- und Finanzmedien und der Tagespresse.

Für 57 Prozent hat sich die Glaubwürdigkeit der Medien generell verschlechtert. Nur etwa drei Prozent der Befragten empfinden eine Verbesserung; 39 Prozent waren der Meinung, das Vertrauensverhältnis sei in etwa gleich geblieben.

Nutzer und Nichtnutzer diverser Social-Media-Angebote in Prozent. Quelle: bulwiengesa und PB3C

Der perfekte Artikel?

Die Teilnehmer wurden unter anderem gefragt, was sie denn inspirieren würde, einen bestimmten Artikel zu lesen. Eine ansprechende Überschrift wird als wichtig bis sehr wichtig eingestuft. Weniger wichtig ist die Bekanntheit eines Autors. Weiterhin wurde ermittelt, wann dem Leser ein Artikel besonders gut gefallen hat. Rund 57 Prozent ist es sehr wichtig oder wichtig, dass ein Artikel verschiedene Aspekte auf neue Weise verbindet.

Die Immobilienbranche ist im Unterschied zu vielen anderen stark geprägt von sehr langfristig angelegten Projekten. Prognosen sind für etwa die Hälfte der Antwortenden wichtig oder sehr wichtig. Auch wünschen sich die Befragten andere Meinungen oder Perspektiven: Der vielzitierte Blick über den Tellerrand ist für die überwiegende Mehrheit ein wichtiger Aspekt beim Lesen eines Artikels. Zudem sollte der Artikel kurz und prägnant sein – dieser Meinung waren zumindest sechs von zehn Befragten.

Eine interessante Kreuzauswertung: 133 Befragte, die ihre Vorliebe für kurze und prägnante Artikel kundtaten, gaben an, dass ihnen ebenso eine fundierte Argumentation zur Bestätigung der eigenen Meinung wichtig sei.

 

Hinweis: Im Bericht finden Sie neben den ausführlichen Befragungsergebnissen auch vier persönliche Kurzinterviews mit Prof. Dr. Thomas Beyerle, Sabine Georgi, Pbilipp Rabsahl, Prof. Dr. Verena Rock.

Ansprechpartner: Sigrid Rautenberg, Leitung Unternehmenskommunikation bulwiengesa, rautenberg [at] bulwiengesa.de