Marktperspektiven von Wirtschaftsimmobilien | Büromarkt

Marktperspektiven von Wirtschaftsimmobilien | Büromarkt


Büro
09.10.2020 Autor/en: Oliver Rohr
Büroleerstandsquote in den A- und B-Städten, 2009–2024. Quelle: bulwiengesa AG, RIWIS; Grafik: ZIA
Büroleerstandsquote in den A- und B-Städten, 2009–2024. Quelle: bulwiengesa AG, RIWIS; Grafik: ZIA

Insgesamt wird sich der Leerstand in den sieben Bürometropolen bis 2024 leicht nach oben bewegen; der Höhepunkt in den A-Städten wird für die Jahre 2021 und 2022 erwartet. Eine Berechnung der absehbaren durchschnittlichen Szenarien der Leerstandsentwicklung für die A-Städte zeigt, wie stark sich die Effekte auswirken können: zwischen einem – auf das Gesamtjahr bezogen – zumindest noch minimal positiven Zuwachs der Bürobeschäftigung in Deutschland von 0,07 % p.a., einem Stagnations-Szenario oder einem Bürobeschäftigtenabbau von 0,5 % p.a. Bei einem Nullwachstum der Bürobeschäftigten ist in den sieben A-Städten bis 2024 ein Leerstand von ca. 4,9 % zu erwarten, was in etwa dem Niveau von 2016 entspricht. Bei leichten Beschäftigtenrückgängen steigt der Leerstand bis 2024 gemäß dem Szenario zwei auf ca. 6,7 % in den Top-Bürostandorten, was sich deutlich nachhaltiger auf die Büromieten auswirken würde.

Homeoffice-Trend sorgt bei vielen für Kopfzerbrechen

Homeoffice und mobiles Arbeiten hatten während des Lockdowns ab Mitte März 2020 sowohl in konkreter Umsetzung wie vor allem auch in der medialen Diskussion eine zentrale Bedeutung. In den zurückliegenden Jahren wurde der Homeoffice- und Mobile-Office-Anteil in Deutschland konstant mit etwa 12 % angegeben, während er in anderen europäischen Ländern schon deutlich höher lag, in Frankreich etwa bei 25 %, in den Niederlanden bei 30 %. Mit Homeoffice verbunden sind die digitalen Voraussetzungen wie leistungsfähiges WLAN, gesicherte VPN-Verbindungen, Cloud-Computing und – ganz simpel – die ausreichende Ausstattung mit geeigneter Hardware. Aber auch die rechtlichen Vorgaben müssen pragmatisch ausgestaltet werden. Dies gilt zum Beispiel in Bezug auf die Arbeitsstättenverordnung, die im Jahr 2016 mit Regeln für das Homeoffice modifiziert wurde.

Die meisten Erhebungen und Diskussionsbeiträge in dem Kontext gehen derzeit davon aus, dass gegenüber dem durchschnittliche Büroflächenbedarf von 2019 nun durch den Homeoffice-Trend künftig rund 10 % weniger Büroflächen benötigt werden. International und national kündigen Konzerne wie Facebook oder Siemens große Investitionen an, um Homeoffice komplett oder für ein bis drei Tage pro Woche zu ermöglichen. Workspace-Dienstleister gehen einen Schritt weiter und sehen neben diesem Trend zu Homeoffice parallel auch die Notwendigkeit, enge Großraumbüros und Gruppenbüros neu zu konfigurieren, um gebotene Abstandsregeln einhalten zu können oder auch sozialen und prozessorientieren Bedürfnissen besser gerecht zu werden.

Historisch war für den deutschen Büroimmobilienmarkt und die Flächeninanspruchnahme pro Kopf entscheidender, wie stark jeweils die Bürobeschäftigung zu- oder abnahm. Zuletzt sank die Bürofläche pro Kopf in den A-Städten von rund 27 qm in 2006 auf rund 25 qm in 2019, was mit einem Anstieg der Bürobeschäftigten um rund 2 Mio. Personen in Gesamtdeutschland im gleichen Zeitraum einher ging. Dieser Effekt hatte sicherlich eine größere Hebelwirkung für den Immobilienmarkt und wird es perspektivisch noch haben als etwa Details in der branchenabhängigen Arbeitsorganisation.

Fazit

Wirtschaftsimmobilien sind bislang verhältnismäßig gering von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Dies trifft vor allem auf Büroimmobilien zu, für die die Fundamentalkennzahlen weiterhin positiv sind. Hierbei profitiert der Markt von der hervorragenden Ausgangssituation vor der Krise – einer vitalen Nachfrage insbesondere in den Metropolen stand ein sehr limitiertes Angebot gegenüber. Allerdings kann dies nur als ein Zwischenfazit angesehen werden. Mögliche Nachfrageeinbrüche sind bei einem erneuten Lockdown-Szenario und den damit verbundenen rezessiven Verwerfungen nicht auszuschließen.

 

Hinweis: Das Herbstgutachten kann auf der Website des ZIA heruntergeladen werden.

Ansprechpartner: Oliver Rohr, Projektleiter im Bereich Büroimmobilien bei bulwiengesa, rohr [at] bulwiengesa.de