Wer braucht schon einen Flughafen? Büro-Entwicklungen am BER
Wer braucht schon einen Flughafen? Büro-Entwicklungen am BER
Das Potenzial für Büros am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) ist groß. Dies haben wir bereits vor zwei Jahren in der Studie zum dortigen Büroimmobilienmarkt gezeigt. Das Update 2019 zeigt nun: Es tut sich vieles im Umfeld des BER, aber die Eröffnung bleibt entscheidend für einen Großteil der Entwicklungen
Die Sehnsucht nach der Eröffnung ist groß, nicht nur bei den Projektentwicklern, die im Umfeld des Großflughafens gebaut und investiert haben. Aktuell ist die Inbetriebnahme für 2020 geplant. Erneut haben wir die Entwicklungsgebiete rund um den Flughafen analysiert und klar ist: Trotz der weiterhin unsicheren Flughafeneröffnung entwickelt sich das Umfeld fast überall dynamisch. Nördlich des Flughafenreals und direkt an der süd-östlichen Berliner Stadtgrenze hat sich hier in kürzester Zeit einiges getan – auch ohne Flughafeneröffnung.
Klassische „Out-of-Town-Märkte“, wie sie beispielsweise in Frankfurt mit Kaiserlei oder Eschborn existieren, gibt es in Berlin bisher noch nicht. Der derzeitige Büromarkt in Schönefeld ist weitgehend (noch) geprägt durch ältere Bestandsgebäude und nur wenige Neubauten. Regionale Schwerpunkte befinden sich in Waltersdorf, im Umfeld des alten Terminals und am BER selbst. Mit der näher rückenden Eröffnung des Flughafens wird die Bautätigkeit anziehen, im Umkreis des Flughafens zeichnet sich dies bereits ab. Schon jetzt lässt sich das klassische Modell von Flughafenstandorten mit einer Airport City als Zentrum, ergänzt um Businessparks mit ausgeprägter Mischnutzung, anhand der einzelnen Entwicklungsareale auch am BER identifizieren.
Die Studie stellt verschiedene Entwicklungsgebiete detailliert dar. Auf mehreren 100 Hektar Bauland sind in Summe mehr als 4,5 Mio. qm BGF möglich. Mehr als 1,85 Mio. qm sind in Form von Büroflächen realisierbar. Die untersuchten Areale unterscheiden sich teilweise erheblich. Mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen hinsichtlich Lage, Größe und Zusammensetzung der Eigentümer gehen zudem unterschiedliche Entwicklungshorizonte einher. So könnte auf einigen Arealen sofort losgebaut werden, auf anderen steht der B-Plan noch aus. Die derzeit konkretesten Büroentwicklungen konzentrieren sich im Rahmen von Quartiersentwicklungen überwiegend auf Neu-Schönefeld, u. a. mit den Sonnenhöfen und der Mizarstraße.
Neu-Schönefeld – Sonderstellung durch gemischtes Quartier
Die Entwicklung eines gemischtgenutzten Quartiers mit Wohn- und Büronutzung im Kernbereich Schönefeld räumt dem Entwicklungsgebiet Neu-Schönefeld langfristig eine Sonderstellung ein, das sogar ohne die BER-Eröffnung erfolgreich entwickelt werden kann. In keinem anderen Entwicklungsgebiet des Teilmarktes BER werden zukünftig Büro- und Wohnnutzungen in diesem Umfang miteinander verknüpft. Für Neu-Schönefeld als Bürostandort sprechen einige Faktoren:
- Eine sehr hohe Nachfrage in Berlin trifft auf sehr geringes Büroflächenangebot auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt
- Die Anzahl der Bürobeschäftigten in Berlin wächst, daher wird die Nachfrage auch zukünftig anhalten
- Das Neubauvolumen in Berlin ist weiterhin nicht ausreichend, um die derzeitige Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu verkleinern
- Der Leerstand in Berlin ist insbesondere in den gefragten Innenstadtlagen sehr niedrig
- Neu-Schönefeld hat eine sehr gute MIV- und gute ÖPNV-Anbindung und eine schnelle Anbindung an den Flughafen
- Sämtliche Büroflächen haben Neubauqualitäten
- Die neuen Büros sind gut eingebunden in ein Gesamtquartier mit Wohnnutzungen
- Voraussichtlich wird sich auch in Zukunft die Urbanität im Entwicklungsgebiet weiter verbessern
Im Gegensatz zu den anderen Entwicklungsgebieten werden in Neu-Schönefeld bereits Bauvorhaben realisiert oder sind bereits abgeschlossen.
Flughafenstandort: wenn, dann jetzt
Für Investoren sind die Voraussetzungen derzeit günstig, um auf den Entwicklungsarealen Projekte zu realisieren. So wird perspektivisch das Mietniveau im Gesamtmarkt BER-Airport steigen – nicht nur, wenn der neue Großflughafen eröffnet und etabliert ist, sondern auch mit fortschreitender Fertigstellung der Entwicklungsgebiete im Teilmarkt.
Förderlich für die Vermarktung wirkt sich für das Flughafenumfeld auch die geringere Gewerbesteuer in der Gemeinde Schönefeld aus, die relevanten Einfluss für Nutzer aller Art hat. Projektentwicklungen auf Berliner Stadtgebiet haben hier Wettbewerbsnachteile, die teilweise auch den Vermarktungserfolg signifikant beeinflussen.
Die Entwicklungsgebiete stehen dabei im Wettbewerb mit zentralen städtischen Lagen und profitieren von der dortigen zunehmenden Verknappung. Günstige Voraussetzungen also für die Etablierung eines Bürostandortes.
Die aktuelle Studie kann hier heruntergeladen werden (PDF). Die Studie zum Büroimmobilienmarkt am BER von 2017 finden Sie hier.
Ansprechpartner: Lina Wegener, Studienautorin, bulwiengesa, wegener [at] bulwiengesa.de