Signale für einbrechende Neubautätigkeit
Signale für einbrechende Neubautätigkeit
Binnen zehn Jahren haben allein die klassischen Projektentwickler ihre Flächen in den sieben A-Städten um rund 30 Prozent gesteigert – nicht genug für die Nachfrage nach Wohnungen und Büros. Und nun zeigt die Projektentwicklerstudie 2020: Schon vor der Corona-Krise sank das Gesamtvolumen deutlich. Hier die wichtigsten Ergebnisse sowie das Video unserer Online-Pressekonferenz.
Bereits zum 14. Mal haben wir den Markt für Projektentwicklungen in den sieben deutschen A-Städten untersucht. Dafür haben wir über 5.000 einzelne Projekte analysiert und städteweise ausgewertet. Untersucht haben wir die Nutzungsarten Büro, Wohnen, Einzelhandel und Hotel. Anhand umfangreicher Projektlisten wird ein detaillierter Marktüberblick über die Akteure und ihre Projekte geliefert.
Schwaches Wachstum in den sieben A-Städten
Binnen zehn Jahren, zwischen 2010 und 2020, haben allein die klassischen Projektentwickler ihre Flächen in den sieben deutschen A-Städten um rund 30 Prozent gesteigert. Und dennoch reichte das Volumen nicht aus, die Nachfrage nach Wohnungen und Büros zu decken.
Aktuell verschärft sich die Lage: Während 2017 der Markt für Projektentwicklungen in den sieben A-Städten um 4,2 Prozent wuchs und 2018 ein Wachstum von 7,2 Prozent zeigte, wächst im aktuellen Studienjahr 2020 die Projektfläche wie erwähnt mit 1,1 Prozent (ca. + 500.000 qm) nur noch schwach.
Insbesondere die Projektentwicklungen von Wohnungen in den sieben A-Städten gehen um 2,9 Prozent zurück – und das obwohl Bestandshalter wie städtische Wohnungsunternehmen kräftig weiterbauen. Zugleich ist auch das Flächenwachstum bei Wirtschaftsimmobilien deutlich zurückgegangen.
Der Projektentwicklermarkt driftet auch bezüglich seiner Akteure deutlich auseinander: Zwar wachsen die Entwicklungen für den Eigenbedarf und die Bestandshaltung, die sogenannten Investor Developments, noch um 5,4 Prozent. Dagegen ist der klassische Projektentwicklermarkt (Trading Developments) zum ersten Mal seit Beginn der Studienreihe vor 14 Jahren zurückgegangen. Für den Weiterverkauf wurden gegenüber dem Vorjahr 1,9 Prozent weniger Flächen entwickelt. Die Trader Developer ziehen sich zurück.
Mit der Studie 2020 wird das Projektentwicklungsvolumen (in Quadratmetern) von Trading- und Investor-Development-Projekten zusammen analysiert. Investor-Development-Projekte werden seit 2016 für die Studie erhoben.
Weniger Wohnen
Für die klassischen Projektentwickler verliert das Wohnsegment in den sieben A-Städten weiterhin deutlich an Attraktivität, wie bereits im Chart des Monats April gezeigt. Bei diesen Akteuren waren die Projektflächen 2018 und 2019 schon geringfügig, aber konsequent rückläufig. Nun hat sich dieser Trend mit sehr deutlichen –1,16 Mio. qm bzw. –6,8 Prozent extrem verstärkt. Bezieht man auch die Projektflächen der Investor Developer wie beispielsweise der städtischen Wohnungsunternehmen mit ein, die in den A-Städten auch weiterhin wachsen, ergibt sich ein Rückgang im Wohnungsmarkt von immer noch deutlichen 719.000 qm bzw. –2,9 Prozent. Seit der ersten Projektentwicklerstudie vor 14 Jahren ist das der erste Rückgang im Wohnprojektvolumen.
Zu beachten ist allerdings, dass dieser Trend nur für die gemeindescharf abgegrenzten sieben A-Städte gilt. Diese Entwicklung darf aber gerade im Wohnsegment nicht mit einem bundesweiten Trend gleichgesetzt werden. Wohnprojektentwickler bleiben dem deutschen Wohnungsmarkt weiter treu, sie sind nur deutlich seltener mit Wohnprojekten direkt in den A-Städten aktiv. Ihre Aktivität verlagert sich in die Umlandgemeinden sowie die kleineren B- und C-Städte.
Gebremster Boom der Wirtschaftsimmobilien
Seit 2017 planen und entwickeln die Projektentwickler bevorzugt Wirtschaftsimmobilien, allen voran Büros. Die Akteure reagieren damit auf die seit Jahren sehr guten Rahmenbedingungen: hohe und steigende Büroflächennachfrage in Märkten mit niedrigen bis sehr niedrigen Leerstandsquoten. Das gilt auch für die aktuelle Studienerhebung. Vorvermietungen in der Bau- oder gar Planungsphase waren zum Erhebungsstichtag (31.12.2019) für Büroflächen kein Problem.
#Über alle A-Städte beträgt 2019 das Wachstum an Büroprojektflächen 16,0 Prozent. Vor allem Berlin trägt zu diesem Wachstum bei. Mit 1,04 Mio. qm (+24,2 Prozent) ist das ein herausragend hoher Wert, auch wenn die Hauptstadt den überaus starken Flächenzuwachs der vergangenen drei Jahre nicht mehr erreichen konnte. Generell koppelt sich Berlin von der Gesamtentwicklung ab: Während in nahezu allen anderen A-Städten das gesamte Projektentwicklungsvolumen stabil oder rückläufig ist, wächst es in Berlin weiterhin.
Allerdings dürfte Berlins Erfolg ab jetzt am stärksten gefährdet sein. Besonders Einzelhandels-, Hotel- und Büroimmobilien werden nun sehr empfindlich auf die Rezession reagieren.
Einzelhandel und Hotel vor enormen Umbrüchen
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Vorjahr mit stabilen Projektflächen ist das Segment Einzelhandel im Studienjahr 2020 weiter auf dem Rückzug. Für den Einbruch brauchte es nicht die Corona-Krise: Die Flächenvolumina brachen um 267.000 qm bzw. –12,1 Prozent ein. Dies zeigt den weiterhin starken Strukturwandel in diesem Segment. Der Anteil der Planungen an den Gesamtprojekten ist im Einzelhandelssegment der geringste.
Das Hotelsegment verlor zum Stichtag 31.12.2019 bezüglich der Projektentwicklungsflächen an Schwung. Lediglich 70.000 qm mehr Projektfläche als 2019 konnte am Gesamtmarkt gemessen werden. Das ist im Vergleich zu den Vorjahren (mit 287.000 bzw. 513.000 qm) wenig. Die Marktbedingungen für das Hotelsegment haben sich an manchen Märkten bereits 2019 eingetrübt. Stellenweise wurde schon damals ein Überangebot befürchtet. Generell bot dieses Segment aber zum Erhebungsende auch noch der aktuellen Studie einiges an Potenzial und weckte weiterhin das Interesse sowohl bei Betreibern als auch Investoren und damit auch bei den Projektentwicklern.
Video der Online-Pressekonferenz
Am 31. März 2020 hat Andreas Schulten, Generalbevollmächtigter bei bulwiengesa, die wichtigsten Ergebnisse der Projektentwicklerstudie in einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. Wir danken unserem Studienpartner BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. , der das Video auf seinem Kanal hostet.
Hinweis: Die Informationen zur Bestellung der Projektentwicklerstudie finden Sie auf unserer Website.
Ansprechpartnerin: Ellen Heinrich, Projektleiterin, heinrich [at] bulwiengesa.de