Sie möchten eine passende WG für Ihren Angehörigen finden

Wer erstmals in der Situation ist, eine geeignete Wohngemeinschaft für einen Angehörigen zu suchen, benötigt als erstes: Beurteilungskriterien. Erst wenn man sich ein wenig mit dem Thema "ambulant betreute Wohngemeinschaften" befasst hat, wird einem deutlich, warum man nach der Gemeinschaftsvereinbarung fragen sollte. Und warum es ein gutes Zeichen ist, wenn die WG nicht wie ein Heim funktioniert.

Wohngemeinschaften sind kleiner und wohnlicher als Heime. Sie bieten den Bewohnern mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Mehr Freiheit heißt aber auch: Mehr Verantwortung. Wohngemeinschaften sind keine Heime. Das heißt: die Verantwortung für die Versorgung und Lebensqualität der Mieter ruht auf mehreren Schultern:

  • Der Vermieter ist verantwortlich für den Wohnraum.
  • Der Pflegedienst ist verantwortlich für Betreuung und Pflege.
  • Die Mieter und ihre Vertreter, also Angehörige und Betreuer sind verantwortlich
    für die Gestaltung des Wohnraums und des Alltagslebens.

Nicht alle Angehörigen und Betreuer können es ermöglichen, sich kontinuierlich in hohem Maße in das WG-Leben einzubringen. Deshalb ist es eine gute Idee, im Vorfeld nicht nur Pflegedienst und Vermieter, sondern möglichst auch das Angehörigengremium der Wohngemeinschaft kennen zu lernen. So lässt sich einschätzen, ob man als "Team" zusammen harmoniert.

Zunächst stellt sich die Frage: Was ist das geeignete Quartier? Hier können unterschiedliche Überlegungen einfließen:

Der gewohnte Kiez bietet Vertrautheit, Freundschaften, Kontakte und Orientierung. Wenn Ihr Angehöriger mit seinem räumlichen Umfeld noch verwoben ist, sollte im angestammten Viertel gesucht werden.

Weitere Kriterien können individuell unterschiedlich sein. Wer stärkeren Wert auf Sicherheit legt, wird eine ruhigere, barrierearme Umgebung suchen; wer kontaktfreudiger geblieben ist, mag sich in Quartieren mit lebendiger Infrastruktur wohler fühlen. Eine gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und der Zugang zu medizinischer Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten in Laufdistanz sollten auf jeden Fall gegeben sein.

Neben unserer Zimmerbörse geben auch die Pflegestützpunkte und der SWA e.V. Auskunft über Berliner Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz.

Ob wir uns an einem Ort wohl fühlen ist etwas sehr individuelles und subjektives. Natürlich wird die gute Atmosphäre in einer Wohngemeinschaft von sehr vielen, durchaus objektiv feststellbaren Faktoren geprägt. Dennoch ist es sinnvoll und legitim, Ihrem eigenem Empfinden und vor allen Dingen auch dem Ihres Angehörigen hier Beachtung zu schenken. Mitbewohner, Pflegende, ein Zimmer, eine Wohnung, ein Quartier, die Formen des Umgangs miteinander, können uns liegen oder nicht. Geben Sie also sich selbst und Ihren Angehörigen genügend Zeit, die Atmosphäre in einer Wohngemeinschaft gut kennen zu lernen. 

Weiteren Aufschluss geben auch Sachfragen:

  • Welche Angebote und Aktivitäten werden bereits durch das bestehende Angehörigengremium, den Pflegedienst, ehrenamtliche Dienste oder anderen gemacht?
  • Gibt es Feste, Ausflüge, Bewegungsangebote?
  • Werden die Bewohner durch den Pflegedienst an den häuslichen Tätigkeiten beteiligt, wenn sie dafür Interesse zeigen?
  • Wie werden die individuellen Vorlieben, wie wird die Biographie der Bewohner bei der Alltagsgestaltung berücksichtigt?
  • Werden die individuellen Bedürfnisse nach Rückzug oder Gemeinschaft berücksichtigt?
  • Zeigen die Pflegenden ein erkennbares Bemühen darum, die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner zu erkennen, auch wenn sie sich nicht mehr gut verbal äußern können?

Es klingt banal, wird aber gelegentlich vergessen: Eine Wohngemeinschaft ist eine Gemeinschaft. Egal,ob es darum geht, wie viel die Reparatur der Waschmaschine kosten darf, ob einmal pro Woche die Musiktherapeutin kommen soll oder ob vom Haushaltsgeld auch Alkohol gekauft werden darf. Es stehen immer wieder Entscheidungen an, die alle betreffen.

Um hier reibungslos funktionieren zu können, ist es sehr sinnvoll, wenn feste und schriftlich festgelegte Regeln dazu existieren, wie die Zusammenarbeit geregelt sein soll.

Müssen für kleinere Anschaffungen alle angerufen werden? Soll es Rücklagen für Renovierungen geben? Soll ein Sprecher gewählt werden, der bestimmte Angelegenheiten mit den Vertragspartnern (Pflegedienst, Vermieter, ...) regelt und die anderen nur informiert? Wie sollen Unstimmigkeiten geklärt werden? Spätestens im Konfliktfall zeigt sich der Wert solcher Vereinbarungen. Klären Sie deshalb vor Einzug unbedingt, ob es ein solches Gremium gibt und nehmen Sie Kontakt zu diesem auf.

Weiterführende Informationen und Kontakte zu Beratungsstellen finden Sie auf unserer Linkliste.

Eine Wohngemeinschaft ist kein Heim. Das heißt, niemand wird in der Lage sein, Ihnen einen präzisen Gesamtbetrag der Kosten zu nennen, die entstehen. Wie in jedem privaten zu Hause zahlen Sie die Miete an den Vermieter, die Pflegekosten an den Pflegedienst, das Wirtschaftsgeld in die Haushaltskasse und Taschengeld ins Portemonnaie. Möglicherweise legen Sie als Angehörigengemeinschaft auch monatlich noch etwas für Sonderausgaben zurück.

Prüfen Sie also mit allen Beteiligten, ob Sie in Ihrer Kalkulation sämtliche Kosten berücksichtigt haben:

  • Kaltmiete und Vorauszahlungen für Betriebs- und Heizkosten (laut Mietvertrag)
  • Umlagekosten wie Strom, Telefon, Kabel, Gas, Verwaltungsgebühr etc.
  • Versicherungspauschale
  • Rücklagen für Renovierungen und Anschaffungen (entsprechend der Vereinbarung des Angehörigengremiums)
  • Pflegekosten und mögliche zusätzliche Kosten für Koordination, Betreuung und Zusatzangebote
  • Haushaltsgeld
  • Taschengeld
  • ...

Das Zimmer Ihres Angehörigen sollte nach Möglichkeit mit eingien von zu Hause gewohnten Möbeln, Bildern und Erinnerungsstücken im Geschmack Ihres Angehörigen ausgestattet sein.

Es sollte neben einem Bett und Schränken für die persönlichen Dinge auch eine kleine Sitzecke enthalten, so dass Ihr Angehöriger auch die Möglichkeit hat, sich bei Bedarf in sein Zimmer zurück zu ziehen.

Menschen mit Demenz haben in der Regel veränderte Bedürfnisse an ihr Wohnumfeld. Sie benötigen in zunehmendem Maße Unterstützung, um sich räumlich orientieren zu können. Inzwischen gibt es eine Reihe von Institutionen, die hier Informationen und Beratung anbieten. Einige davon finden Sie auf unserer Linkliste.

Portrait eines Mannes
Was heißt hier Qualität?

Qualität: "Harte" und "weiche" Faktoren

Qualitätskriterien lassen sich am einfachsten aufstellen und objektiv messen, wo es um "technische" Dinge geht: Wie viele Quadratmeter hat das Zimmer, wie ist der Body Mass Index der Bewohner?

Schwieriger wird es, wenn das Ziel z. B. so etwas wie "ein Gefühl von Geborgenheit" sein soll und eine größere Anzahl von Akteuren (hier zum Beispiel: Mitbewohner, Vermieter, Pflegende, Nachbarn, andere Angehörige und Betreuer) Einfluss auf das Geschehen haben.

Günstig ist es daher, sich über existierende Kriterienkataloge zu informieren, und gleichzeitig auch bewusst die eigenen, ganz subjektiven Eindrücke von Atmosphäre und Personen wahrzunehmen und zu bedenken. Einige Kriterienkataloge und Ratgeber haben wir Ihnen auf unserer Linkliste zusammengestellt.

Die Atmosphäre

Die Wohngemeinschaft wird das zu Hause Ihres Angehörigen sein. Wie ein zu Hause beschaffen sein muss, um sich darin wohl zu fühlen, kann nicht objektiv beschrieben werden. Zu viele ganz persönliche Faktoren kommen hier zum Tragen. Gut ist es, sich zu Beginn der Suche darüber klar zu werden, was Ihnen und Ihrem Angehörigen am Wichtigsten ist.

Das zentrale Ziel wird in der Regel sein, dass Ihr Angehöriger in der Wohngemeinschaft so zufrieden, entspannt und gesund leben können sollte, wie es unter den Umständen seiner Erkrankung derzeit möglich ist. Hierzu wird es sicherlich von Bedeutung sein, dass er sich in den Räumlichkeiten und mit den Menschen (Mitbewohnern, Pflegekräften, regelmäßig anwesende Dritte) vor Ort wohl fühlt. Ob dies der Fall ist, lässt sich am Besten durch ein Probewohnen oder zumindest durch einen oder zwei Besuche mit längerer Verweildauer herausfinden.

Pflege und Betreuung

Besondere Bedeutung kommt der Qualität der Pflege und Betreuung zu. Die Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Kassen deuten darauf hin, dass die überwiegende Zahl der Pflegedienste gewissenhafte und professionelle Arbeit leistet. Dennoch sollten Sie sich über die Qualität der Arbeit selbst ein Bild machen und ruhig einige Fragen stellen. Gute Pflegedienste werden es als normal und richtig empfinden, wenn Sie an ihrer Arbeit Interesse zeigen.

Einige Pflegedienste haben sich schon langjährige Erfahrung in der Pflege von Menschen mit Demenz in Wohngemeinschaften, andere beginnen gerade erst damit. Vergewissern Sie sich, welches Fachwissen und welche Erfahrung bei Leitung und Mitarbeitern vorhanden sind. Wie viele Mitarbeiter verfügen über eine abgeschlossene gerontopsychiatrische Weiterbildung? Wenn Sie die Wohngemeinschaft besuchen, achten Sie darauf, welche Sozialkompetenzen die Pflegenden zeigen: gehen sie wertschätzend mit den Bewohnern und miteinander um? Zeigen sie Empathiefähigkeit, Geduld, Humor?