Karstadt nutzt Logistikvorteil
Karstadt nutzt Logistikvorteil
Die Meldung ging durch die Medien: Karstadt macht wieder Gewinn. Das liegt weniger an neuen Konzepten. Mit seinem Onlinehandel nutzt Karstadt die zentralen Lagen der Häuser und die Warenverfügbarkeit in den Flächen.
Zur Erinnerung: Karstadt meldete 2009 Konkurs an und wurde nach einem kurzen Zwischenstopp beim Investor Nicolas Berggruen 2014 von der österreichischen Signa Holding des Investors René Benko übernommen.
Seitdem wurde viel über die Zukunft des Karstadt-Warenhauses spekuliert. Es ging um die Sortimentsoptimierung bis hin zum Zusammenschluss mit der Galeria Kaufhof GmbH, die inzwischen zur Hudson’s Bay Company (HBC) aus Kanada gehört.
Hintergrund dieser Aktivitäten sind seit Jahren sinkende Flächenproduktivität und sinkende Marktanteile. So fiel der Flächenumsatz von Karstadt von 2.049 EUR pro qm eigengenutzter Verkaufsfläche in den Jahren 2012/2013 auf 1.834 EUR pro qm 2015/2016 (Quelle: Karstadt, EHI).
Die Warenhäuser verloren sukzessive Marktanteile. Dieser sank von 2,6 Prozent im Jahr 2000 auf 1,3 Prozent 2016, bezogen auf den Einzelhandelsumsatz (eigene Berechnung).
Gewinnbringer Onlinehandel
Nun macht Karstadt also wieder Gewinne. Liegt es an neuen Konzepten, die gegen Onlinehandel und Shoppingcenter wieder Marktanteile zurückgewinnen konnten? Kaum vorstellbar. Laut Pressemeldungen basiert der Gewinn u.a. auf hohen Vermietungsleistungen an Partnerunternehmen wie Edeka und Aldi, die die Flächen selber betreiben. Dieses Konzept hatte Galeria Kaufhof in leicht abgeänderte Form seit Jahren verfolgt, es führte aber nicht zu dem erhofften nachhaltigen Erfolg – auch die Umsätze von Kaufhof mussten in den letzten Jahren Federn lassen.
Inzwischen setzt Karstadt stark auf den Onlinehandel. Der Anteil des online erwirtschafteten Umsatzes soll auf zehn Prozent bis 2019/2020 steigen. Diese Idee ist gut, denn durch die zentralen Lagen und die Warenverfügbarkeit auf der Fläche haben die Flächen klare logistische Vorteile. Kombiniert mit einem Netzwerk aller Karstadthäuser können diese Vorteile weiter ausgebaut werden.
Das hat aber nichts mit innovativen Sortimentskonzepten zu tun. Aber vielleicht liegt die Zukunft der Warenhäuser ja auch in der Logistik – und nicht in ihrer Funktion als Handelsstandort.
Handel und Logistik wachsen weiter zusammen
bulwiengesa geht davon aus, dass Handel und Logistik weiter zusammenwachsen wird. Denn im Grunde ist ein großes Verteilzentrum von Amazon am Stadtrand nichts anderes als eine großes Warenhaus, wenngleich mit extrem kurzen Umschlagszeiten.
Die Warenhäuser in der Innenstadt bieten nicht nur den Vorteil der zentralen Lagen, sondern können tatsächlich Umschlagsflächen bereitstellen. Erste Konzepte sehen vor, die für Handel ungeeigneten Flächen als Logistikflächen anzubieten (zu neuen Logistikkonzepten siehe auch Studie Logistik und Immobilien 2017); schon wurden Lösungssätze skizziert, die Zugänglichkeit der Obergeschosse über Fahrstühle sicherzustellen. Insofern dürfte die Untervermietung an Partnerbetriebe erst der Anfang der neuen Warenhauskonzepte sein.
Autor: Ralf-Peter Koschny, Sprecher des Vorstands bulwiengesa AG, koschny [at] bulwiengesa.de